Eine Chronologie von 1896 bis 1996
Historie

Eine Chronologie von 1896 bis 1996

Wilhelm Kürten sen. gründete am 13. Mai 1896 in Köln eine „Neografische Anstalt“, in der mit einem Gelantinedruck Vervielfältigungen aller Art, vornehmlich von Architekturzeichnungen, hergestellt wurden. Die lichtempfindlichen Druckformen wurden zunächst mit Tageslicht belichtet. Als man auf elektrisches Licht umstellen wollte, wurde der Elektrofachmann Lechner als Kompagnon aufgenommen. 1904 wurde die Firma in eine GmbH umgewandelt. Kurze Zeit darauf verstarb Herr Lechner. Seine Witwe wurde ausgezahlt, der Firmenname Kürten & Lechner GmbH blieb und seitdem ist die Firma bis heute im alleinigen Besitz eines Kürten.

1914 erwarb Wilhelm Kürten von der Stadt Köln, darauf spekulierend, daß der Hauptbahnhof zum Westbahnhof verlegt würde, ein Grundstück in der Ludolf-Kamphausen-Straße. Im August 1917 wurde der Betrieb von der Brabanter Straße 34 in den Neubau Ludolf-Kamphausen-Straße verlegt.

Bis Ende des ersten Weltkrieges hatten sich die Geschäfte glänzend entwickelt. Moderne Technik und gutes Fachpersonal waren Garanten des Erfolges. Es wurde ein beachtliches Vermögen erwirtschaftet und in die Firma investiert.

Die immer schwieriger werdende wirtschaftliche Situation nach dem verlorenen Krieg versuchte der Senior gemeinsam mit seinem Sohn Wilhelm, der nach 4 Jahren Frontenkrieg, wie durch ein Wunder fast unbeschadet nach Hause gekommen war, zu meistern.

Die Rezession weitete sich aus und gipfelte in der wohl größten Inflation. Später ist oft erzählt worden, daß das am Tage eingenommene Geld in Waschkörben zur Bank gebracht wurde und am anderen Tag schon nichts mehr wert war.

Die Familie Wilhelm Kürten sen. verlor in der Inflation fast ihr gesamtes Vermögen, darunter wertvolle Immobilien. Aber man schaffte es, die Firma zu retten.

Krank und durch die Wirren angeschlagen, verkaufte der Senior die Firma an seinen Sohn Wilhelm jun. und zog sich mit dem Erlös auf sein Altenteil zurück. Der Junior, seiner Neigung nach mehr Philologe, ordnete sich den Gegebenheiten unter und brachte die Firma mit einer wirklichen Gewaltanstrengung wieder auf die Beine.

Ende der zwanziger bis Anfang der dreißiger Jahre erfand, konstruierte und baute er eine Trockenentwicklungsmaschine für Lichtpausen, auf die er ein Patent bekam. Mit dieser Erfindung, die das Trockenlichtpausverfahren weltweit revolutionierte, und vielen weiteren technischen Neuerungen für die Reprografie, verschaffte er der Firma ein Ansehen weit über Köln und Deutschland hinaus.

Die Nationalsozialisten erließen 1937 ein Gesetz, wonach alle, die persönlich hafteten, weniger Einkommenssteuer bezahlen mußten. Damit wollten und haben sie die Insolvenzen mit dem Ziel eingedämmt, daß mehr Gelder für Investitionen zur Verfügung standen und Arbeitsplätze sicherer wurden. Dies war der Grund, warum die Firma 1937 wieder in eine Personen-Firma umgewandelt wurde.

1938 erwarben die Eheleute Kürten das Haus Hohenzollering 77 und machten einen Traum zur Wirklichkeit, indem sie ihre Wohnung und die Geschäftsräume in eines der schönsten alten Patrizierhäuser Kölns verlegten und in dem dazu gehörenden großen Garten neue Gebäude für einen super modernen reprografischen Betrieb errichteten.

Bei Kriegsbeginn 1939 wurde Wilhelm Kürten, 43 Jahre alt, zum Militär eingezogen und nach 3 Monaten wieder entlassen, um der Firma zur Verfügung zu stehen, die mittlerweile zum kriegswichtigen Betrieb erklärt worden war. Alle Rüstungsbetriebe im Raum Köln mußten aus Geheimhaltungsgründen ihre Pläne und Drucksachen bei Kürten & Lechner vervielfältigen lassen. Ständig waren hochrangige Offiziere und Wachmannschaften in der Firma anwesend, um die Geheimhaltung zu sichern. Kurioserweise wurde der Transport der Pläne nicht überwacht.

Am 30. Mai 1942 wurde bei dem ersten großen 1000 Bomberangriff auf Köln auch das Anwesen Hohenzollernring in Schutt und Asche gelegt.

Binnen 3 Monaten wurde aufgrund der Kriegswichtigkeit soweit wieder aufgebaut, daß der Betrieb in vollem Umfang aufgenommen werden konnte. Maschinen und Einrichtungen standen deshalb so schnell zur Verfügung, weil die kriegswichtigen Betriebe gezwungen waren, eine zweite komplette Einrichtung bombensicher zu lagern.

1944 wurde durch Sprengstoffbomben das Haus Hohenzollernring 77 zum zweiten Mal vollständig zerstört.

Nach Kriegsende 1945 räumte die Familie Kürten mit den Händen zunächst viel Schutt vom Grundstück, daß ein Zugang in noch unversehrte Kellerräume geschaffen wurde, in denen mit Einrichtungen und Maschinen, die sich noch in dem bombensicheren Lager befanden, ein Notbetrieb wieder aufgenommen wurde.

Weil man zum Aufbau von Köln Pläne brauchte, die bei Kürten & Lechner vervielfältigt werden sollten, half die Stadt Köln mit vielen Mitteln, den weiteren Aufbau des reprografischen Betriebes so schnell als möglich voranzutreiben.

Mit 4 x 40 DM, die die Eheleute Kürten und ihre beiden Söhne bei der Währungsreform 1948 bekamen, und dem, was schon wieder errichtet worden war, begann zum zweiten Mal nach einem Weltkrieg der Aufstieg der Firma Kürten & Lechner zu einem führenden Unternehmen seiner Art.

1948 kam Rudolf August Kürten, der jüngere Sohn, in die Firma. Zielstrebig baute er neben dem reprografischen Betrieb eine Druckerei auf, die zunächst den Flachdruck direkt von Platten und den gerade sich etablierenden Offsetdruck betrieb.

Im gleichen Jahr machten amerikanische Freunde Vater und Sohn mit dem grafischen Siebdruck bekannt, der von Anfang an mit seinen fast unbeschränkten Möglichkeiten faszinierte. Die Schwierigkeiten, den Siebdruck kommerziell zu nutzen, bestand zunächst darin, daß es keine Zulieferindustrie gab. Druckformen, Druckmaschinen, Farben, kurz alles, was man zum Siebdrucken brauchte, mußte in eigener Regie erarbeitet, erfunden und produziert werden.

Rudolf August Kürten mit seinem technischen Talent wurde einer der maßgeblichen Pioniere für den Siebdruck. Von Kürten & Lechner kamen und kommen heute noch wichtige Impulse für die Zulieferindustrie und viele Siebdrucker.

Sehr schnell, aber kontinuierlich, war das Wachstum in den folgenden Jahren. 1963 wurde zunächst die Produktion aus Platzgründen nach Bensberg in einen Neubau verlegt, der allen Anforderungen einer modernen Druckerei entsprach. Aus wirtschaftlichen Gründen und wegen der sich ändernden Arbeitsgesetzgebung und den damit verbundenen Risiken wurde Kürten & Lechner 1968 in eine GmbH umgewandelt.

1970 wurden die Betriebsräume von 1000m² auf 2500m² vergrößert und die erste vollautomatische Siebdruckstraße, an deren Entwicklung Rudolf August Kürten entscheidend beteiligt war, in Betrieb genommen.

1982 erfand Rudolf August Kürten eine neue Siebdruckrakel, die besonders dem reproduzierbaren Rastersiebdruck zum Durchbruch verhalf. Im gleichen Jahr wurde die Tochterfirma RK Siebdrucktechnik GmbH, heute unter dem Logo RKS weltweit bekannt, gegründet. Die Firma produziert die neue patentierte Siebdruckrakel und die dazugehörige Peripherie, wie Rakelschleifmaschine usw., die besonders an die großen und namhaften Siebdruckereien in alle Welt geliefert werden. Außerdem befaßt sie sich mit der Weiterentwicklung der Siebdruckverfahrenstechnik und neuen Anwendungsmöglichkeiten.

Mit je 2 automatischen Flachbett- und ZylinderSiebdruckstraßen, mehreren Automaten und einer 4- Farben-Offsetmaschine war Kürten & Lechner schon zu dieser Zeit das führende Unternehmen in der Branche.

Von dem alten reprografischen Betrieb wurde nur die fotografische Reproabteilung zur Erstellung von Filmen für die Druckformen übernommen und kontinuierlich auf dem modernsten Niveau gehalten. Diese Abteilung machte die Firma unabhängig von Zulieferern und garantierte und garantiert heute noch einen technischen Vorsprung gegenüber Wettbewerbern.

1985 wurden abermals die Betriebsräume von 2500m² auf 3400m² vergrößert. Die Siebdruckerei wurde mit neuen, modernsten Siebdruckzylinderstraßen ausgerüstet. Auf Grund bisheriger Erfahrungen wurden Verwaltung und Auftragsabteilung ganz auf die elektronische Datenverarbeitung umgestellt.

Nach abgeschlossener Druckerlehre und betriebswirtschaftlichem Studium an der Universität zu Köln tritt 1992 in der 4. Generation Rolf Kürten, der Sohn von Rudolf August Kürten und Gisela Kürten, in die Firma ein. Ein Mann kam in die Firma, der sich von Kind an in ihr getummelt hat und das Gewerbe in und auswendig kennt.

Im gleichen Jahr wird die Firma zum dritten Mal von 3400m² auf 5900m² Betriebsfläche vergrößert. Die Offsetabteilung wird mit einer 4-Farben MAN Roland 800 vergrößert. Der Digitaldruck wird aufgenommen und die druckvorbereitende Repro total auf die digitale Bildverarbeitung umgestellt. Die Kürten & Lechner GmbH ist heute eines der ganz wenigen Unternehmen, das den Offset, den Siebdruck und den Digitaldruck großformatig anbietet. In Verbindung mit ihrer autarken leistungsstarken Druckvorbereitung, Weiterverarbeitung und 100 Vollprofis ist sie führend in der Branche.

Im Jubiläumsjahr 1996 übernahm Rolf Kürten, der mittlerweile schon Gesellschafter der Firma ist, die Geschäftsführung.